Angela Utzig-Müller - Projektingenieurin Verfahrenstechnik bei EPC Engineering & Technologies GmbH

Diplom-Ingenieurin Angela Utzig-Müller arbeitet bereits seit 2007 bei EPC Engineering & Technologies GmbH (ehemals EPC Industrial Engineering) in Alzenau.
Als Projektingenieurin für Verfahrenstechnik liegt ihr Fokus im Polymer-Bereich, insbesondere Polymeranlagen für Polyester. Derzeit beschäftigt sie sich größtenteils mit dem Thema Polycarbonat. Ihre Tätigkeiten umfassen die technische Angebotserstellung, Projektabwicklung, Machbarkeitsstudien, Revamping und immer wieder interessante Herausforderungen jenseits von durchschnittlichen Ingenieursaufgaben.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job besonders gut?

Durch die ständige Weiterentwicklung der Technik und Produkte sowie neuer Technologien und Märkte wird die Arbeit nie langweilig. Ich hatte nie wirklich Sorgen um meinen Arbeitsplatz, da die Berufsaussichten für Chemie- und Verfahrensingenieure seit meinem Berufsstart immer sehr gut waren. Zudem spielt für mich auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle. Mein Beruf ermöglicht mir dahingehend meine persönlichen Vorstellungen zu realisieren.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden? / Wie sind Sie zu dieser Berufsentscheidung / zu Ihrem heutigen Job gekommen?

Seit meiner Kindheit habe ich generell ein sehr großes Interesse an Naturwissenschaften und Technik. Gerade die kniffligen Aufgaben in den Naturwissenschaften, das Herleiten von Zusammenhängen oder Beweisen usw. machten mir sehr viel mehr Spaß. Aber auch das Anwenden von Wissen fiel mir sehr leicht. Später war dann das Reparieren meines Autos und das Verständnis der darin verbauten Technik lange eine zeitintensive Beschäftigung für mich.

Da ich mit zwei Brüdern aufgewachsen bin, bin ich weniger mit typischen Mädchenbeschäftigungen groß geworden. Das Naturwissenschaftliche Gymnasium, das ich besuchte, war ursprünglich ein Jungengymnasium und als ich dort anfing erst im zweiten Jahr für Mädchen geöffnet. Diese Tatsache bestimmte noch sehr stark den Unterricht. Mein Mathe- und Chemielehrer empfahlen mir unabhängig voneinander den Lehrstuhl Chemietechnik in Dortmund anzusehen. Nach diesem Besuch war die Entscheidung gefallen.

Wurden Sie in Ihrem Job jemals mit Vorurteilen konfrontiert? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen und wenn nein, wie würden Sie damit umgehen?

Anfangs wurde ich des Öfteren nicht als vollwertige Ingenieurin behandelt, sondern eher als ein Mädchen, dass sich beruflich verlaufen hat, belächelt. Speziell bei Kunden in Asien bestand am Anfang eines Treffens wohl die Vorstellung, ich sei zum Protokollschreiben mitgekommen. Diese Startschwierigkeiten ließen sich dann aber schnell ausräumen.
Als Berufsanfängerin war ich einerseits relativ jung verglichen mit Kommilitonen, andererseits wirkte ich auch recht jung. Auch war ich damals die einzige Ingenieurin, die auf eine Gruppe mit eingespielten Gepflogenheiten traf, das fing an mit nicht ganz sauberen Witzen oder aber auch einem Frauenbild, das häufig Heim und Herd bedeutete.

Es dauerte nicht lange, bis es zu der ersten Auseinandersetzung mit dem obersten Chef der Verfahrenstechnik kam. Ich hatte eine Aufgabe abgeschlossen und war sicher, dass die Kritik an meiner Lösung nicht gerechtfertigt war. Das tat ich kund und fragte nach der Erklärung, um diesen Fehler in Zukunft vermeiden zu können. Die Diskussion wurde seitens meines Gesprächspartners immer aggressiver und lauter, der Raum füllte sich mit interessierten Zuhörern, aber ich konnte auch nicht ohne eine Lösung aus dem Gespräch gehen und blieb entspannt und ruhig. Nach diesem Vorfall war ich zunächst das Gesprächsthema im Büro: Man wusste, wer ich bin und ich war ab diesem Moment zumindest in meinem Bereich eine ernstzunehmende Kollegin. Auch hat mir in vielen Situationen Schlagfertigkeit oder ein lockerer Spruch geholfen.

Ich bin jedoch der Ansicht, dass sich die Situation bezüglich Ansehen und die Einstellung zu Frauen in Männerberufen in den letzten 30 Jahren deutlich verbessert hat und das das schon fast zum normalen Bild gehört.

Wie sehen Sie allgemein die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, die sich in einem technischen Umfeld bewerben? Welche Karrierechancen sehen Sie für Frauen speziell in der Ingenieurbranche?

Meiner Ansicht nach ist dies ein Bereich, in dem das Geschlecht bezüglich Verdienst- und Karrieremöglichkeiten verglichen mit anderen Berufsfeldern deutlich weniger Einfluss hat, auch wenn eine absolute Gleichstellung sicher noch nicht überall erreicht ist. Weiterhin kommt es den Frauen zugute, dass mittlerweile immer mehr Männer ihre Elternzeit zumindest teilweise in Anspruch nehmen und eine deutlich bessere Kinderbetreuung zur Verfügung steht. Die Befürchtung vieler Arbeitgeber eine Frau einzustellen wird dadurch verringert. Zudem stehen in diesem Bereich nicht ausreichend männliche Kandidaten zur Verfügung – so dass auch Frauen eine reelle Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.

Welche Tipps möchten Sie angehenden Ingenieurinnen mit auf den Weg geben?

Gerade junge Frauen sollten sich bewusst machen, dass sie Kollegen, Kommilitonen und Professoren – Männern wie Frauen – guten Gewissens respektvoll aber auch auf Augenhöhe begegnen. Meine Beobachtung zeigt, dass ein Verhalten, dass zu defensiv wirkt, häufig dazu führt, dass das von einigen Menschen schnell erkannt und ausgenutzt wird. Das hat hin und wieder zur Folge, dass die Fähigkeiten nicht richtig eingeschätzt werden. Ich kann nur dazu raten, möglichst in jeder Situation nicht das Selbstbewusstsein zu verlieren - fest und bestimmt ohne stur oder laut zu werden. Ich persönlich empfinde es überwiegend als angenehm größtenteils mit Männern zusammen zu arbeiten, da die Kommunikation und das Arbeitsklima meist offen, klar und deutlich ist.